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IranOh Persien, Novemberkalte Schönheit!Shiraz, Iran, 26.11.2006 – Frauen"Gut aussehen tun se ja. Aber in Kontakt kommen wirst Du mit ihnen nicht!" prophezeit mir ein anderer Reisender in Bangkok. Recht hat er, in beiden Punkten. Die mangelnde Kontaktfreude scheint fast mit dem Schal zu tun zu haben. Bei den Nepalesinnen und den Inderinnen liegt er in allen moeglichen Farben noch auf den Schultern. Mit Ueberqueren der pakistanischen Grenze wandert er dann immer oefter auf den Kopf. Gleichzeitig werden die Farben gedeckter, auch wenn im pakistanischen Teil des Punjabs noch viele Frauen den Sari an haben. Weiter noerdlich und westlich wird es dann aber schon recht schwarz. Oefter sieht man Burkas, mit wenigen Ausnahmen tragen aber alle Frauen ein Kopftuch. Naja und hier im Iran ist eh alles schwarz bekopftucht, wenn nicht ganz gewandet. Und wenn man ein paar Farbtupfer sieht, freut man sich ueber den Mut der Damen. Und alles schweigt mich an. Gespraeche mit mir als maennlichem Touristen kommen kaum zu Stande, wenn man von ein paar indischen Backpackerinnen absieht. Ich gewoehne mir auch ab, Frauen nach dem Weg zu fragen. Abgesehen von dem ersichtlichen Unwohlsein, mit mir jetzt reden zu muessen (wenn sie mich nicht gleich ignorieren), koennen sie eh nicht weiterhelfen. Es herrscht die traditionelle Rollenverteilung und Navigation ist in der Kueche kaum gefragt. Wie vom Elektroschock gepeitscht reagiere ich entsprechend, als ich im Iran die ersten Male von einheimischen Frauen gegruesst oder angesprochen werde, woher ich denn kaeme. In Bam verlaufe ich mich in der Stadt und warte in den leeren Strassen auf ein paar Maenner, die auf mich zukommen nach dem Weg. Die haben keine Ahnung und wenden sich an die Mutter, die ihre Toechter zehn Meter von mir auf den Pickup laedt. Nachdem Mama mich ausgequetscht hat, lade ich mich selbst auf die Ladeflaeche und werde mit dem Familientaxi nach Haus gebracht. In Esfahan sieht man junge Liebespaeaerchen an romantischeren Plaetzen (von denen Esfahan mehr als genuegend hat) teilweise sogar Haendchenhaltend. Frauen sitzen wieder im "Herrensitz" auf dem Sozius der Moppeds. Und bei meiner Ankunft hier in Shiraz werde ich nach lahorischem Vorbild von einem Auto abgefangen. Drin: Ein junges Paar und die Mutter des Ehemannes. Ich bin platt. Abgesehen davon, dass ich daran zu kauen habe, dass die Mutter etwa in meinem Alter ist, springt sie ganz interessiert um die Resi herum. Sie hat sich schon immer fuer grosse Motorraeder interessiert und laedt mich auch gleich zu sich nach Haus ein, um mich weiter auszuquetschen. Hab aber immer noch Schwierigkeiten, Aeusseres (und meine mit dem Kopftuch verbundenen Vorurteile) und Verhalten der Damen hier ueberein zu bringen. Yazd, Iran, 20.11.2006 – Shakin' LarsIch kann mich wieder bewegen! So sehr ich das ausnutze und die 3000 km von Lahore bis in den Zentraliran in weniger als einer Woche zuruecklege, bin ich von der schlichte Tatsache dass Resi wieder tut eher geruehrt als geschuettelt. Und Oliven hat es auch nicht. Auch die angespannte Sicherheitslage in Baluchistan erschuettert mich nur wenig. Klingt angesichts dramatischer Warnhinweise des Auswaertigen Amtes cool - oder bescheuert. Aber mittlerweile habe ich ja - teilweise Resi sei Dank - Monate mit Recherche verbringen koennen, sprichwoertlich dutzende Reisenden ueber Erlebnisse und Geruechte interviewt, mal ganz abgesehen von den Einheimischen und Polizeibeamten. Die Ergebnisse weckten Erinnerungen an das Verhalten der Russen waehrend meiner Zeit dort. Jeder ist sich einer Gefahr bewusst und diskutiert sie lang und breit. Wenn man dann aber konkret nachfragt, was fuer Gefahren einem drohen und wann zum letzten Mal ein Overlander auf der Durchreise auf Hauptstrassen persoenlich betroffen war, bekommt man keine Antworten. Ich bin persoenlich zu dem Schluss gekommen, dass man ausgesprochen viel Pech haben muss, wenn in Baluchistan etwas geschieht, zumal ich zuegig durchreise. Entsprechend habe ich nicht nur keine Probleme gehabt sondern nur freundliche, laechelnde Menschen getroffen. - Dennoch ist auffaellig, wie dramatisch das Missverhaeltnis von zwischen Warnungen vor einer Reise in die Gegend und Informationslage ist. Wenn jemand bessere Informationen als ich hat: Ich waehre sehr neugierig, den Nebel etwas besser durchblicken zu koennen. Erheblich mehr schuettelt mich das Wetter: Es ist KALT in Iran. Ok, dass Wuesten nachts schnell abkuehlen weiss ich aus dem Erdkundeunterricht. Und die Strecke zwischen Bam und Kerman steigt teilweise ueber 2500m, da darf es angenehm kuehl sein. Kuehl, nicht kalt! Aber Wuesten haben doch wenigstens tagsueber angenehm warm zu sein, oder nicht? - Fuer meine naechste Station, Esfahan ist Schnee angesagt... Und im Gegensatz zu den Iranern, die in dicken Daunenjacken rumlaufen, habe ich nur mein duennes Fliess - das ich in Lahore schon an kuehlen Abenden bei 24 Grad anzog - und eine Anzahl tropentauglicher Leinenhemden, die ich jetzt schichtweise unter dem Fliess trage. Abends versammeln sich aehnlich ueberraschte Reisende und ich uns vor dem grossen Ofen im Hotel und zittern uns warm. Huettenzauber kommt auf bei Kamelfleischgulasch. Aus Faulheit und Lust auf Gesellschaft hab ich mich dann gestern einer Tour zu den wesentlichen Sehenswuerdigkeiten um Yazd angeschlossen, die passender Weise auch zu einem "Shaking Minarett" in einem verlassenden Dorf fuehrt. Waehrend Reza, unser Fuehrer, uns eindringlich warnt, wegen Einsturzgefahr nur auf den von ihm genutzten Pfaden zu gehen, schlaengeln wir uns durch das Lehmziegeldorf in Richtung des zarten Tuermchens und quetschen uns schliesslich - mit Wandkontakt an beiden, an den Koerper gepressten Armen und gleichzeitig am Ruecken - in die Spitze des Minaretts vor. Dann presse ich mich in die Arme eines tschechischen Touristen, um den Fuehrer zu uns hochschlaengeln zu lassen und seinen Erklaerungen zu lauschen. Ich habe keine Ahnung, was genau ein Shaking Minarett genau ist, nehme aber an, dass man vom Wind hervorgerufene Schwingungen fuehlen kann. Statt aber den Mund zu oeffenen, wirft sich der 100-Kilo-Mann mit seinem ganzen Koerper gegen die Waende. Folge, die moertellose Ziegelkonstruktion schwingt wie ein Halm im Wind, bestimmt 20 cm in jede Richtung. Wer meine leichte Hoehenangst kennt weiss, wie sehr ich jetzt selbst shake. Ich bemuehe mich, die Panik aus meiner Stimme herauszuhalten waehrend ich ein paar Bemerkungen ueber das interessante Phaenomen mache und einen wuerdigen Rueckzug versuche, verfolgt von den begeisterten Rufen Rezas, ich solle warten, das ginge noch viel besser! Die erste Woche im Iran laesst sich fuer mich momentan leicht zusammenfassen: Shake it, baby. Seitenanfang |
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